Das Smartphone hat seinen Siegeszug
gegen die klassischen Mobiltelefone längst gewonnen und nahezu jeder
(zumindest technisch interessierte) Fotograf trägt heute solch ein Gerät
bei sich. Dieser mobile Taschencomputer lässt sich neben der
Kommunikation über das Internet auch für fotografische Zwecke
hervorragend nutzen. Ich meine hiermit jedoch nicht die Verwendung der
integrierten Kamera sondern vielmehr verfügbare Programme, die man zur
Planung von Landschaftsaufnahmen verwenden, oder bei der Aufnahme selbst
als Hilfe nutzen kann. In diesem Artikel stelle ich einige interessante
Apps vor, die ich auf meinem Smartphone regelmäßig verwende und jedem
ambitionierten Landschaftsfotografen zum Test empfehlen kann. Ein Klick
auf das jeweilige Icon führt zur entsprechenden iTunes Seite.
The Photographer’s Ephemeris
The
Photographer’s Ephemeris ist die absolute Nr.1 im Bereich der
Planungs-Apps für die Landschaftsfotografie und darf auf keinem
Smartphone fehlen. Mit dem Programm kann man sich die Zeiten von
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, Mondaufgang und Monduntergang, die
Verläufe von Sonne und Mond sowie die Zeiten des Twilight (der “blauen
Stunde”) an jedem beliebigen Ort der Welt zu jeder beliebigen Zeit
anzeigen lassen. Auch lässt sich berechnen, wann die Sonne
beispielsweise von einem bestimmten Standpunkt aus über einem Berggipfel
aufgeht oder wie lang der Schatten eines Gebäudes durch den Sonnenstand
zu einer definierten Uhrzeit ist. Das App läuft auch auf dem iPad und
für den Mac/PC gibt es zudem eine kostenlose Version.
Simple DoF Calculator
In
der Landschaftsfotografie arbeitet man in der Regel mit größtmöglicher
Tiefenschärfe und somit idealerweise hyperfokal. Vom Vordergrund über
das Motiv bis zum weitesten entfernten Punkt soll bei der gewählten
Brennweite die größtmögliche Schärfe vorhanden sein. Ein grundsätzliches
Abblenden auf f/22 oder höher ist kontraproduktiv, da Diffraktion bei
hohen Blendenzahlen der Schärfe entgegen wirkt. Objektive haben
typischerweise um Blende f/5,6 – f/8 die höchste Schärfeleistung. Mit
dem Simple DoF Calculator lässt sich die erforderliche Blendenzahl zur
Erreichung der notwendigen Tiefenschärfe einfach und schnell berechnen.
Pocket Light Meter
Pocket
Light Meter ist ein Belichtungsmesser für das Smartphone. Auch wenn man
es nicht glauben mag funktioniert das App perfekt über die
Belichtungsmessung der internen Kamera und ist eine gute Hilfe bei der
Auswahl von Grauverlaufsfiltern. Wie funktioniert das? Im Programm wird
ein Sucherfenster angezeigt, das auf den Himmel gerichtet wird. Die
Lichtmenge im Himmel wird direkt in Lichtwerten bzw. EV (Exposure Value)
angezeigt. Anschließend richtet man das Sucherfenster auf den
Vordergrund und kann aus der Differenz der Lichwerte gleich die
benötigte Filterstärke errechnen. Gerade für Fotografen, welche die
benötigte Filterstärke noch nicht anhand ihrer Erfahrung voraussagen
können, bietet die Lichtmessung mit Pocket Light Meter eine erhebliche
Vereinfachung.
Exposure Guide
Dieses
App eignet sich hervorragend zur schnellen Bestimmung der
Belichtungszeit beim Einsatz von Graufiltern. Gerade bei der Verwendung
von sehr dichten Graufiltern wie z.B. dem Lee Big Stopper mit 10
Blendenstufen ist schnell ein Fehler bei der Berechnung der verlängerten
Belichtungszeit passiert. Bei der Aufnahme von Sonnenaufgängen und
Sonnenuntergängen verliert man mit jeder über- oder unterbelichteten
Aufnahme viel Zeit und verpasst möglicherweise das beste Licht des
Tages. Man nimmt ein korrekt belichtetes Foto ohne Graufilter auf, gibt
die Belichtungszeit im App an und wählt den verwendeten Filter aus.
Sofort zeigt einem das App die notwendige Belichtungszeit mit Graufilter
an. Das App bietet die Besonderheit, dass der Verdunklungsfaktor für
jeden Filter individuell eingestellt werden kann. Besitzt man
beispielsweise einen ND 3.0 Filter, der statt der erwarteten 10 Blenden
tatsächlich 10,65 Blenden Licht schluckt, so kann der Wert von 10,65
Blenden im App eingegeben werden. Ebenso berechnet das App auch die
Belichtungszeit bei der Verwendung von 2 Filtern in Kombination und
bietet eine Timerfunktion.
Reciprocity
Unter
Reziprozität versteht man die Antiproportionalität zwischen
Lichtintensität und Einwirkzeit. Genau dieser Zusammenhang kann mit
Reciprocity sehr einfach berechnet werden. Wozu braucht man derartige
Berechnungen? Als Beispiel möchte ich hier eine nächtliche
Langzeitbelichtung im Mondlicht nennen, denn im Mondlicht lassen sich
hervorragend Aufnahmen mit einem ganz besonderen Charakter erzeugen. Bei
Belichtungszeiten von vielleicht 15 – 45 Minuten ist es aber sehr
mühsam und zeitaufwändig, die korrekte Belichtung über die typischen
Kameraeinstellungen herauszufinden. Man macht stattdessen eine
Testaufnahme bei offener Blende und sehr hoher ISO. Ist diese Aufnahme
beispielsweise bei ISO 6400, f/2.8 und 5 Sekunden Belichtungszeit
korrekt belichtet, so kann mit dem App einfach ausgerechnet werden,
welche Belichtungszeit bei ISO 100 und Blende 8 die gleiche Lichtmenge
auf den Kamerasensor bringt. In dem Beispiel wären es genau 45 Minuten.
AyeTides
Bei Aufnahmen an
der Küste müssen die Gezeiten zwangsläufig in die Planung der Aufnahme
mit einbezogen werden. Durch den teilweise sehr starken Tidenhub kann es
ansonsten passieren, dass der ausgesuchte Aufnahmeort zur gewählten
Zeit überhaupt nicht zugänglich ist. Auch können Motive bei ganz
bestimmten Wasserständen erst die Attraktivität bieten, die eine
Aufnahme lohnenswert macht. AyeTides hat eine sehr hohe Dichte an
Stationen in der ganzen Welt und lässt zudem Vorausberechnungen zu. Ich
habe lange nach einem brauchbaren App zur Vorausberechnung der Gezeiten
gesucht und denke, dass AyeTides trotz des vergleichsweise hohen Preises
alternativlos ist.
Planets
Das App Planets
eignet sich sehr gut zur Orientierung am Nachthimmel bei Nachtaufnahmen.
Plantes nutzt das Gyroskop des Smartphones und zeigt den Nachthimmel in
dreidimensionaler Darstellung je nach Ausrichtung. Mit Planets kann man
sehr gut die Milchstraße finden oder den Polarstern lokalisieren. Das
App zeigt immer den Himmel am jeweiligen Standort an. Man kann jedoch
auch einen frei wählbaren Standort zu einer frei wählbaren Zeit vorgeben
und Planets somit zur Planung von Nachtaufnahmen verwenden.
Aurora Forecast
Wer Polarlichter
fotografieren möchte muss sich möglicherweise auf stundenlanges Warten
in eiskalter Winternacht einrichten. Und wenn die Sonnenaktivität 2-3
Tage vorher nicht ausreichend hoch war hat man eventuell vergebens in
den Sternenhimmel geschaut. Hier hilft das App Aurora Forecast mit einer
Vorhersage der zu erwartenden Polarlichtaktivität. Die Datengrundlage
für die Vorhersage liefert das Geophysikalische Institut in Alaska. Das
App kann eine gute Entscheidungshilfe sein, ob man besser etwas Schlaf
nachholt oder sich ein nächtlicher Ausflug in die Kälte lohnen wird. Für
eine geringe Freischaltgebühr erlaubt es sogar Push-Benachrichtigungen
bei einem Anstieg der Aktivität über einen vorher eingestellten Wert.
gps4cam Pro
Zu guter Letzt
möchte ich hier noch ein App vorstellen, das eine Lücke schließt, die
jede heute verfügbare DSLR Kamera aufweist: ein fehlendes GPS Modul,
welches die Postion der Aufnahme in die EXIF Daten schreibt. Gerade als
Landschaftsfotograf wäre es sehr hilfreich, seine Bilder anhand von
geographischen Informationen zuordnen zu können. gps4cam speichert die
aktuelle Position auf einer Fotoreise fortlaufen oder durch Schütteln
des iPhones ab. Nach der Reise generiert das App einen QR-Code, der in
den Ordner mit den Bilddateien auf der Festplatte kopiert wird. Ein
kleines Programm auf dem Desktop Rechner liest diesen Code und schreibt
die GPS Informationen in das dazugehörige Bild. Das App funktioniert mit
allen Kameratypen und allen typischen Dateiformaten wie NEF, RAW, JPG
etc… Für den Preis ist das App eine äußerst günstige Alternative zu
einem externen GPS Empfänger und somit eine absolute Empfehlung!
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